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Die Welt im Umbruch

Geschrieben von Johannes Muck | Donnerstag, 25.11.2021

Wie selten zuvor, sind Wirtschaft und Gesellschaft derzeit einem tiefgreifenden Wandel unterworfen. Dieser verändert altbewährte Gewohnheiten und erhöht die Komplexität von Unternehmensprozessen. In diesem Beitrag lesen Sie:

  • mit welchen Arten von Umbrüchen und Veränderungen wir konfrontiert sind
  • wie sich die Digitalisierung auf Unternehmen und Gesellschaft auswirkt
  • inwieweit der Wandel die Komplexität von Prozessen erhöht
  • welche Rolle Innovationen dabei spielen

 

Der Veränderungsdruck nimmt zu

Noch nie war der weltweite Veränderungsdruck so groß wie heute. Ob Digitalisierung, Industrie 4.0, disruptive Geschäftsmodelle oder verschärfte Compliance-Anforderungen – auf Menschen und Unternehmen kommen ganz neue Herausforderungen zu, die es zu bewältigen gilt. Darin liegen aber auch Chancen, durch die Firmen wachsen und sich zukunftssicher aufstellen können – und zwar insbesondere in einer global vernetzten Wirtschaft. Dabei hat der Wandel vielfältige Ursachen und manifestiert sich in verschiedensten Formen und Ausprägungen. Doch eines ist sicher: Unternehmen müssen sich mit deutlich mehr Komplexität auseinandersetzen und geeignete Lösungen dafür finden. Mit welchen Umbrüchen und Veränderungen sehen wir uns nun konkret konfrontiert? Im Folgenden werden die wichtigsten Trends beleuchtet:


Digitalisierung / Digitale Transformation

Digitalisierung bezeichnet im ursprünglichen Sinn die Umwandlung von bisher analogen Informationen, physischen Objekten oder Ereignissen in digitale Formate. Die daraus entstehenden Daten lassen sich dann elektronisch speichern, verteilen und verarbeiten. Die Begriffe "digitale Transformation" oder auch "digitaler Wandel" beschreiben darüber hinaus die durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungsprozesse in Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Bildung und Politik. Im Grunde fand diese Entwicklung ihren Ursprung mit der Erfindung des Internets und begleitet uns seitdem in verschiedenen Ausprägungen. Aber gerade in den vergangenen Jahren nahm die Digitalisierung enorm an Fahrt auf. Dies ist nicht zuletzt auch der COVID-19-Pandemie geschuldet. Firmen waren dadurch gezwungen, in kürzester Zeit funktionierende IT-Infrastrukturen für Heimarbeitsplätze bereitzustellen und einen durchgängigen, digitalen Informationsfluss zwischen den Mitarbeitern zu gewährleisten.
Unternehmen müssen sich durch die Auswirkungen der Digitalisierung zahlreichen Herausforderungen stellen. So ist es erforderlich, die Geschäftsprozesse zu überprüfen, kritisch zu hinterfragen und an den neuen Anforderungen auszurichten. Ein Beispiel sind die Abläufe rund um die Fakturierung: Im Zuge der Digitalisierung müssen sämtliche Ausgangsrechnungen in elektronischer Form erstellt, gegebenenfalls mit einer digitalen Signatur versehen und rechtssicher versandt werden. Umgekehrt müssen auch eingehende Rechnungen elektronisch verarbeitet und im Firmen-Netzwerk den beteiligten Akteuren zugänglich gemacht werden. Treffen die Rechnungsdokumente in postalischer Form ein, sind sie einzuscannen und auf geeigneten Medien abzuspeichern. Dabei sind besondere Compliance-Vorschriften zu beachten. Der große Vorteil dieser digitalisierten Prozesse besteht darin, dass sie einen durchgängigen Informationsfluss ohne Medienbrüche und eine automatisierte Bearbeitung mit wenigen Fehlerquellen ermöglichen. Doch hierfür müssen die Abläufe erstmal umgestellt werden – und dies verursacht in der Regel einen hohen Aufwand und erzeugt Widerstände bei manchen Beschäftigten. So haben insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in puncto Digitalisierung noch Nachholbedarf.


Big Data

Eine weitere Herausforderung dieser Entwicklung liegt in den enormen Datenmengen (Big Data), die durch die Digitalisierung entstehen. Diese müssen im Rahmen eines durchdachten Datenmanagements verwaltet, aggregiert, indexiert und hierarchisch abgespeichert werden. Dabei nehmen auch Informationen, die in das Unternehmen fließen, stark zu. Hierbei handelt es sich zumeist um unstrukturierte Daten, die aus unterschiedlichsten Quellen und Kanälen stammen. Dazu zählen beispielsweise E-Mails, Instant Messages, Tweets, News-Feeds, Blogs, Bilder, Videos und natürlich auch herkömmliche Office-Dokumente. Die Daten stehen oftmals in keinem konkreten Business-Kontext und sind heterogen auf verschiedenste Anwendungen, Systeme und Plattformen verteilt. Dadurch entstehen Informationssilos, deren Inhalte sich kaum nutzen lassen und daher nicht zur Wertschöpfung des Unternehmens beitragen. Um das Potenzial dieser Daten dennoch zu heben, bedarf es einer Single Source of Truth, also eines zentralen, konsistenten Daten-Pools, auf den alle berechtigten Nutzer zugreifen können. Zudem verlagern mittlerweile viele Unternehmen ihre Ressourcen teilweise in die Cloud, was das Management der IT-Infrastrukturen und der Datenbestände zunehmend komplexer macht.


Automatisierung

Weitere tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft und Industrie gehen mit der zunehmenden Automatisierung einher. Dabei übernehmen Roboter, Software oder mechanische Automatismen bestimmte Aufgaben, die ursprünglich von Menschen erledigt wurden. Insofern ist die Automatisierung ein Teilgebiet der Digitalisierung. So automatisieren Fertigungsunternehmen mit hohem Tempo ihre Wertschöpfungsprozesse einschließlich Produktion, Qualitätskontrolle und Logistik im Sinne von Industrie 4.0 und Smart Factory. Im Vordergrund steht dabei ein ganzheitliches Beziehungsgeflecht aus vernetzten Produktionsanlagen, durchgängigen IT-Systemen, intelligenten Werkstücken, Werkzeugen und Transporthilfsmitteln sowie die Nutzung mobiler Kommunikationstechnik. Das Management dieses komplett automatisierten Workflows geht natürlich mit einer hohen Komplexität einher und stellt Produktionsverantwortliche vor große Herausforderungen. Zudem entstehen dabei große Datenmengen, beispielsweise durch Sensoren und Scanner, die verarbeitet werden müssen.

 

Bildquelle: Statista (https://de.statista.com/infografik/24802/vorbehalte-der-unternehmen-gegen-digitalisierung-nehmen-ab/)

 

Disruptive Innovationen

Ebenso ein "Kind der Digitalisierung" sind neue, disruptive Entwicklungen. Daraus erwachsen häufig innovative Geschäftsmodelle, die bisherige Business-Konzepte zum Teil verdrängen und eine Gefahr für etablierte Anbieter darstellen. Hierdurch entstehen teilweise neue Märkte oder bestehende Märkte verändern sich tiefgreifend. Beispiele für disruptive Innovationen aus der jüngeren Vergangenheit sind die Digitalfotografie, Streaming-Dienste oder der 3D-Druck. Ebenso laufen Online-Publikationen alteingesessenen Print-Magazinen den Rang ab und Internet-Plattformen für die Zimmer-Vermittlung wie etwa Airbnb sind eine Gefahr für die traditionelle Hotellerie. Ähnlich verhält es sich mit online-basierten Vermittlungsbörsen für Fahrdienste wie etwa Uber. Sie bedeuten eine große Konkurrenz für das klassische Taxi-Gewerbe.


Neue Compliance-Anforderungen

Eine weitere Herausforderung für die Wirtschaft sind zunehmend strengere regulatorische Bestimmungen und Vorschriften, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen. Ein Paradebeispiel hierfür ist die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die im Mai 2018 in Kraft trat. Betroffen davon sind alle Firmen, die personenbezogene Daten erfassen, speichern oder verarbeiten. Sie sind laut DSGVO dazu verpflichtet, Nutzer auf Anfrage detailliert über die erhobenen Daten und deren Verwendung zu informieren. Zudem dürfen die jeweiligen Personen die Berichtigung und sogar die Löschung der Informationen verlangen. Somit ist in der Verordnung erstmalig ein "Recht auf Vergessen werden" geregelt. Neue gesetzliche Vorschriften wie die DSGVO stellen höhere Anforderungen an das Datenmanagement von Unternehmen und steigern dadurch die Komplexität der Geschäftsprozesse.


New Work

Ein weiterer Trend, der insbesondere KMU vor große Herausforderungen stellt, ist die zunehmende Flexibilisierung und Agilität der Arbeitswelt, häufig als New Work bezeichnet. Die damit einhergehende Transformation der Arbeitsprozesse ist ebenfalls auf die Digitalisierung zurückzuführen. So lassen sich beispielsweise Mitarbeiter-Teams durch online-basierte Collaboration-Tools durchgängig vernetzen, was die standortübergreifende Zusammenarbeit so einfach wie nie macht. Durch diesen strukturellen Wandel verändern sich auch die Anforderungen und Bedürfnisse der zunehmend jüngeren Arbeitnehmer. So hat das Modell der achtstündigen Präsenz am Firmenschreibtisch grundsätzlich ausgedient. Vielmehr wollen die Beschäftigten flexibel, mobil und ortsungebunden ihrer Tätigkeit nachgehen. Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter weiterhin attraktiv sein möchten, müssen sich an die New-Work-Anforderungen anpassen und die entsprechenden infrastrukturellen Voraussetzungen dafür schaffen.

 

Fazit

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Dieses Sprichwort gilt heute mehr denn je. Unternehmen müssen tiefgehende Veränderungen und neue Trends in Wirtschaft und Gesellschaft aufgreifen, die darin liegenden Herausforderungen annehmen und praktikable Lösungen für die zunehmende Komplexität entwickeln. Nur so lassen sich die in Umbrüchen verborgenen Chancen klar erkennen und erfolgreich für das geschäftliche Wachstum nutzen.