Ohne ein gewisses Maß an Digitalisierung kommt heute kein Unternehmen mehr aus. Verlässlich messen lassen sich entsprechende Fortschritte mit dem Digital Readiness Index. Lesen Sie in diesem Beitrag:
Die Digitalisierung hat weite Teile von Wirtschaft und Gesellschaft fest im Griff. Sie hat tiefgreifende Veränderungen zur Folge und birgt Herausforderungen wie Chancen gleichermaßen in sich. Dabei beeinflusst der digitale Reifegrad eines Unternehmens maßgeblich, wie erfolgreich es im Wettbewerb agieren und sich von der Konkurrenz abheben kann. Je weiter dieser Transformationsprozess fortgeschritten ist, desto schneller kann eine Organisation wichtige Innovationen aufgreifen und auf neue Herausforderungen des Markts adäquat reagieren. Verpasst ein Unternehmen hier den Anschluss und setzt entsprechende Maßnahmen zu langsam um, wird es schnell vom Wettbewerb abgehängt. Defizite hinsichtlich digitaler Prozesse und mangelnde Investitionen in ein zukunftsfähiges technologisches Setup lassen sich nur schwer wieder aufholen.
Das Maß gelebter Digitalisierung ist also ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Doch längst nicht alle Akteure am Markt sind diesbezüglich auf dem gleichen Stand. Vergleicht man den digitalen Fortschritt von Organisationen, lassen sich große Unterschiede erkennen. Dies hängt in erster Linie von der Branche, der Betriebsgröße, aber auch von der Firmenphilosophie ab. Unternehmen aus dem IT-Sektor werden in der Regel einen höheren Grad an Digitalisierung aufweisen als beispielsweise kleine Handwerksbetriebe. Während Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau hier eine Vorreiterrolle spielen, haben andere Wirtschaftszweige deutlichen Nachholbedarf. Dazu zählt beispielsweise die Landwirtschaft. Sie ist gerade erst im Begriff, durchgängig digitalisierte Prozessstrukturen aufzubauen.
Doch wie lässt sich nun der digitale Reifegrad eines Unternehmens zuverlässig bestimmen? Der Digital Readiness Index steht sowohl für die grundsätzliche Bereitschaft einer Organisation, digitale Prozesse und Strukturen zu implementieren, als auch für den tatsächlichen Einsatz entsprechender Technologien und Systeme. Auch das Know-how und die Kompetenz der Mitarbeiter hinsichtlich Digitalisierung sind wichtige Faktoren für die Bestimmung des digitalen Reifegrads. Und schließlich bildet die Fähigkeit, neue digitale Geschäftsmodelle sowie innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen, eine weitere tragende Säule bei der Ermittlung des Digital Readiness Index. Je stärker diese Aspekte in einem Unternehmen ausgeprägt sind, desto höher die Position im digitalen Ranking.
Für eine erfolgreiche Teilhabe an der digitalen Evolution muss zunächst der aktuelle Status hinsichtlich der Digitalisierung ermittelt werden. Ein wirksames Werkzeug hierfür ist beispielsweise die Katalogisierung vorhandener Technologien und deren Bewertung hinsichtlich digitaler Reife. Als weitere Instrumente dienen die Befragung von Mitarbeitern und Kunden mittels Feedback-Bögen, um deren Einschätzung in Bezug auf den Digitalisierungsgrad der Geschäftsprozesse zu erfahren. Werden die Ergebnisse fundiert ausgewertet, können Firmen auf Basis dieser Evaluationen neue Entwicklungspotenziale identifizieren. Dabei ist zu beachten: Möglicherweise unterscheidet sich der momentane Digitalisierungsfortschritt in den einzelnen Abteilungen deutlich. Ein Beispiel: Die Fakturierung arbeitet vielleicht noch mit Papierrechnungen, während die Workflows in der Fertigung bereits durchgängig digitalisiert sind. Die Geschäftsleitung ist hier gefordert, diese Diskrepanzen zu erkennen und dann mit entsprechenden Maßnahmen effektiv gegenzusteuern.
Bildquelle: Statista (https://de.statista.com/infografik/26853/digitalisierungsindex-der-deutschen-wirtschaft-nach-branchen/)
Um nun den Digital Readiness Index eines Unternehmens präzise zu bestimmen, gibt es keine einheitliche Vorgehensweise. Institutionen aus Wissenschaft und Praxis haben hierfür unterschiedliche Modelle entwickelt. Das bekannte Massachusetts Institute of Technology (MIT) im US-amerikanischen Cambridge etwa definiert vier Grade der digitalen Reife:
Abgesehen von dieser streng wissenschaftlich geprägten Einordnung können Unternehmen auch selbst mit verschiedenen Methodiken ihren digitalen Reifegrad überprüfen. Die Hochschule Neu-Ulm beispielsweise hat in Kooperation mit dem Software-Unternehmen Minnosphere hierfür einen Katalog aus zehn Fragen entwickelt. Dabei beziehen sich die abgefragten Inhalte auf das Partner- und Lieferantennetzwerk, die Unternehmensprozesse, die einzelnen Produkte und Services, etwaige Kundenschnittstellen sowie auf die aktuelle Digitalisierungsstrategie. Die zehn Fragen lauten im Einzelnen:
Auf Basis der Antworten ermittelt das Online-Analysetool dann automatisch den Digital Readiness Index auf einer Skala von eins bis fünf. Die Anbieter betonen jedoch, dass die Methodik lediglich einen ersten groben Einblick in den digitalen Reifegrad des Unternehmens liefert. Das Internet-Tool ist abrufbar unter http://reifegradanalyse.hs-neu-ulm.de/.
Dabei lassen sich im internationalen Vergleich hinsichtlich des Digitalisierungsgrads gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern feststellen. Dies haben der US-amerikanische IT- und Netzwerk-Spezialist Cisco Systems und das Analystenhaus Gartner in einer gemeinsamen Studie untersucht. Darin wurde der digitale Reifegrad von 141 Ländern weltweit analysiert. Deutschland ist vorne mit dabei: Mit einem Index-Wert von 17,85 (von 25 möglichen Punkten) ordnet sich die Bundesrepublik im internationalen Vergleich auf Platz 14 ein. Die TOP 3 belegen aktuell Singapur, Luxemburg und die USA.
Möchten Unternehmen erfolgreich am Markt agieren und sich gegenüber dem Wettbewerb behaupten, müssen sie die digitale Transformation schnell und effizient vorantreiben. Mit dem Digital Readiness Index steht ein wirksames Instrument zur Verfügung, um die digitale Reife besser einzuschätzen. So haben die Verantwortlichen den aktuellen Status immer im Blick und können bei Bedarf einen entsprechenden Digitalisierungsschub in der eigenen Firma einleiten.