Erfolg im Zeitalter der Disruption

Erfolg im Zeitalter der Disruption

Die Geschäftswelt erlebt beispiellose Veränderungen. Während beispielsweise Automobilunternehmen den Wandel in Richtung umweltfreundlicherer Antriebstechnologien beschleunigen, stehen Redaktionsteams vor der Herausforderung, künstliche Intelligenz in ihre Arbeit zu integrieren, und etablierte Lebensmittelproduzenten erkennen die wachsende Bedeutung pflanzenbasierter Alternativen. Es wird immer deutlicher, dass in den meisten Branchen kleine, inkrementelle Anpassungen nicht mehr ausreichen, um mit der Geschwindigkeit des Wandels schrittzuhalten. Unternehmen müssen schnell, flexibel und vor allem innovativ agieren. Doch woran liegt es, wenn einige Unternehmen angesichts dieser Herausforderungen florieren, während andere zurückfallen? Die Antwort könnte in den sogenannten „Dynamischen Fähigkeiten“ liegen. Sie bestehen aus drei zentralen Elementen: Sensing, Seizing und Transforming. Diese Schlüsselbereiche werden wir in den folgenden Abschnitten vertieft betrachten.

 

Sensing – den Markt verstehen und reagieren

In der schnelllebigen Geschäftswelt von heute müssen Unternehmen in der Lage sein, Veränderungen nicht nur wahrzunehmen, sondern auch darauf zu reagieren, bevor diese Veränderungen fest etabliert sind. Wer wartet, bis Trends vollständig umgesetzt sind, riskiert, hinter die Wettbewerber zurückzufallen. Doch wie können Unternehmen handeln, wenn die zukünftige Landschaft noch unklar ist?

Es beginnt mit einer soliden Vorbereitung. Hier ist es hilfreich, verschiedene Szenarien durchzuspielen, da bedeutende Veränderungen oft mit scheinbar kleinen Auslösern beginnen, seien es eine innovative Technologie, sich wandelnde Verbrauchertrends oder regulatorische Änderungen. Unternehmen sollten solche Entwicklungen kontinuierlich beobachten und bewerten, welche weitreichenden Auswirkungen sie haben könnten. Dieser Prozess des proaktiven Erkennens wird als Sensing bezeichnet.

Jedoch erkennen nicht alle Industriezweige und Firmen die Bedeutung von Sensing. Betrachten Sie beispielsweise den Einzelhandel: Die rasante Entwicklung von Onlinegiganten wie Amazon hat viele traditionelle Geschäftsmodelle auf den Kopf gestellt. Aber einige Akteure haben sich rechtzeitig angepasst und implementieren jetzt Konzepte wie lokale Produktangebote, In-Store-Bars oder regelmäßige Events, um Kunden anzulocken.

Nach der Identifikation potenzieller Veränderungen sollten Unternehmen ihre internen Ressourcen und Kompetenzen evaluieren, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Anstatt das Unternehmen lediglich als Zusammensetzung verschiedener Geschäftseinheiten zu betrachten, kann es hilfreich sein, es als Sammlung einzigartiger Fähigkeiten und Ressourcen zu sehen. Geschäftsbereiche können verschwinden, aber die darin erworbenen Fähigkeiten bleiben erhalten.

Ein praktisches Beispiel: Einige lokale Zeitungen erleben einen Rückgang ihrer Abonnentenzahlen. Aber viele besitzen ein umfangreiches Verteilernetzwerk. Warum also nicht dieses Netzwerk nutzen, um beispielsweise frische Lebensmittel oder andere Produkte zu liefern? Dies könnte profitabler sein als der alleinige Ausbau digitaler Angebote.

Unternehmen sollten auch ihre Fähigkeit zur Ideengenerierung verbessern. Einmal festgelegt, in welche Richtung es gehen soll, kann das Management seine Teams motivieren, innovative Lösungen und Strategien zu entwickeln. Es ist wichtig, dass hierbei ein breites Spektrum an Expertisen zum Tragen kommt. Durch den Einsatz strukturierter Methoden können frische Ideen generiert und ausgewertet werden, die dann bei zukünftigen Veränderungen wieder zum Einsatz kommen.

Schließlich, wenn ein neuer Geschäftsansatz identifiziert wurde, sollte er in kleinem Rahmen und schrittweise getestet werden. Dabei können sogenannte MVPs (Minimal Viable Products) hilfreich sein. Dieser Ansatz zielt darauf ab, mit minimalem Aufwand schnell Feedback von den Kunden zu erhalten. In dieser Phase ist es auch ratsam, etablierte Regeln infrage zu stellen und offen für innovative Partnerschaften zu sein.

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Seit Apple 2007 das erste iPhone auf den Markt brachte, schwindet der Absatz von Digitalkameras und Mobiltelefonen immer weiter. Navigationssysteme und MP3-Player sind in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Bildquelle: https://de.statista.com/infografik/1958/die-opfer-des-smartphone-booms/

 

Seizing – die Chancen des Wandels ergreifen

In der heutigen Wirtschaftswelt sind Veränderungen an der Tagesordnung. Für Unternehmen ist es entscheidend, solche Veränderungen rechtzeitig zu spüren. Das tatsächliche Ergreifen und Nutzen dieser Veränderungen ist schließlich der Schlüssel zum Erfolg. Dieses Ergreifen – oder Seizing – erfordert spezielle Ansätze und Techniken.

Ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln, ist oft eine größere Herausforderung als die eigentliche Innovation. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, denn es geht nicht nur um das Produkt, sondern auch darum, wie man es zum Kunden bringt und ihm einen Mehrwert bietet. Zudem ist nicht alles, was für eine Veränderung benötigt wird, bereits im Unternehmen vorhanden.

Es gilt, diese Lücken zu identifizieren und zu schließen. Dies könnte Investitionen in neue Technologien, Schulungen für Mitarbeiter oder Partnerschaften mit anderen Unternehmen beinhalten. Gerade richtige Partnerschaften sollten nicht unterschätzt werden. Manchmal ist es sinnvoll, sich mit anderen zusammenzutun, um sich in einem neuen Bereich zu etablieren. Wichtig hierbei ist die Auswahl des richtigen Partners – sowohl kulturell als auch strukturell – sowie das Setzen klarer Grenzen und Erwartungen.

Die Erschließung neuer Märkte ist ein weiterer Punkt, der ins Auge gefasst werden sollte. Die Wachstumsmöglichkeiten eines Unternehmens liegen oft in neuen Märkten. Dies könnte bedeuten, neue Kundengruppen zu finden, neue Produkte zu entwickeln oder beides. Und statt nur auf Veränderungen zu reagieren, können Unternehmen proaktiv sein und die Richtung beeinflussen, in die sich die Dinge entwickeln. Dies kann durch Lobbyarbeit, Partnerschaften oder den Aufbau von Netzwerken erreicht werden.

Im Unternehmen selbst können agile Entscheidungsstrukturen von größtem Nutzen sein. In einem sich ständig verändernden Umfeld ist Geschwindigkeit entscheidend. Ein agiles Entscheidungsmodell, das es ermöglicht, schnell auf Veränderungen zu reagieren, kann den Unterschied ausmachen. Dies erfordert oft ein Umdenken in der Unternehmensführung und die Bereitschaft, alte Modelle infrage zu stellen und ein modernes Mindset zu implementieren. Denn für den Erfolg in der heutigen Geschäftswelt ist ein modernes Mindset unerlässlich. Dies erfordert die Bereitschaft zur Veränderung, zur Anpassung und zum Lernen aus Fehlern.

Insgesamt setzt das erfolgreiche Seizing“ von Chancen in der heutigen Geschäftswelt ein proaktives Vorgehen, das Erkennen und Schließen von Lücken in Ressourcen sowie die Fähigkeit, schnell und effizient zu entscheiden, voraus. Es ist eine fortwährende Reise, aber eine, die entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens sein kann.

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2022 lag die Schweiz im Global Innovation Index auf Platz eins. Deutschland hingegen nur auf Platz acht. Bildquelle: https://de.statista.com/infografik/5509/innovationskraft-nach-dem-global-innovation-index/

 

Transforming – Anpassung an die neue Realität

Die Transformation eines Unternehmens ist ein langwieriger Prozess, der in mehreren Schritten vollzogen wird. Im Zentrum dieser Bemühungen steht das Ziel, das Unternehmen flexibler und reaktionsschneller gegenüber Veränderungen zu machen.

  • Wissensmanagement: Das Sammeln, Verbreiten und Umsetzen von Wissen ist für Unternehmen heute unerlässlich. Dafür ist es notwendig, Systeme und Prozesse zu implementieren, die den kontinuierlichen Wissensaustausch fördern. Hierzu gehören auch Maßnahmen zur Identifikation und die Fehleranalyse, um daraus zu lernen und die Unternehmensleistung zu verbessern. Externe Berater, neue Mitarbeiter, Jobrotation, Blogs oder Diskussionspanels können ebenfalls dazu beitragen, Wissen im Unternehmen zu verbreiten.
  • Cashflow-Optimierung: Die Transformation, Fortbildung und Experimente kosten Geld, und dieses Geld muss aus dem Bestandsgeschäft kommen. Dieses Geschäftsfeld mag zwar rückläufig sein, aber es ist die Grundlage für das Wachstum der neuen Geschäftsfelder. Der Fokus im Bestandsgeschäft sollte daher auf der Optimierung des Cashflows liegen, wobei große Ersatzinvestitionen vermieden und Betriebskosten kontinuierlich gesenkt werden sollten.
  • Veräußerung nicht strategischer Assets: Unternehmen können auch beginnen, nicht strategische Assets zu verkaufen. Im Fall der Lokalzeitung könnte das die eigene Druckerei sein, deren Verkauf Geld für die Entwicklung neuer Geschäftszweige einbringen kann.
  • Organisatorische Trennung: In dieser Phase der Transformation kann es auch sinnvoll sein, das Bestandsgeschäft und die neuen Geschäftsfelder organisatorisch voneinander abzutrennen, um Reibungen und Konflikte zu vermeiden. Das gemeinsame Headquarter kann dafür sorgen, dass Ressourcen und Fähigkeiten sinnvoll auf die verschiedenen Geschäftsbereiche verteilt werden.
  • Entwicklung der Unternehmenskultur: Die Kultur des Unternehmens muss aktiv entwickelt werden, was oft der schwierigste Teil der gesamten Adaption ist. Dabei ist es wichtig, die bestehende Kultur und Geschichte des Unternehmens zu respektieren und Brücken in die neue Situation zu bauen. Die Kultur sollte sich ständig weiterentwickeln, genau wie das Geschäft.

 

Fazit

Die Geschäftswelt befindet sich in einem ständigen Wandel, geprägt von unvorhersehbaren Herausforderungen und Möglichkeiten. Inmitten dieser dynamischen Landschaft haben wir in diesem Beitrag hervorgehoben, wie essenziell die ständige Adaption für Unternehmen ist. Dabei geht es nicht nur darum, auf äußere Veränderungen zu reagieren, sondern proaktiv den eigenen Kurs zu bestimmen.

Das zentrale Element in diesem Prozess ist Kreativität. Diese sollte nicht nur sporadisch oder in bestimmten Abteilungen auftauchen, sondern tief in der DNA eines jeden Unternehmens verwurzelt sein. Von der Verwaltung bis zur Produktion, von der Geschäftsleitung bis zum Praktikanten – alle sollten ermutigt werden, innovativ zu denken und Neues zu wagen.

Denn letztlich sind es die mutigen Ideen, die Neugierde und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, die Unternehmen nicht nur überleben, sondern – in einer sich ständig verändernden Welt – auch florieren lassen. Daher ist die Aufforderung klar: Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, denken Sie über den Tellerrand hinaus und verwirklichen Sie die Visionen, die Ihnen heute noch als verrückt erscheinen mögen. Denn in der Kunst der Adaption liegt der Schlüssel zum langfristigen Unternehmenserfolg. Welche innovativen Schritte werden Sie als Nächstes unternehmen?

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