Ich bin dann mal weg...

Ich bin dann mal weg...

Das Thema Unternehmensnachfolge stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Wie können sich kleine und mittelständische Firmen optimal vorbereiten, damit der Wechsel reibungslos gelingt? In diesem Beitrag lesen Sie:

  • welche Anlässe und Gründe es für eine Unternehmensnachfolge gibt
  • auf welche Besonderheiten insbesondere KMU achten sollten
  • welche Probleme auftreten können – und wie sie sich lösen lassen
  • konkrete Tipps für einen reibungslosen Übergang

 

Irgendwann trifft es jeden

Es ist ein typisches Thema für den Mittelstand und trifft irgendwann jedes Unternehmen: Wegen einer tiefgreifenden Veränderung muss eine Nachfolgeregelung getroffen werden. Gründe und Anlässe hierfür gibt es viele: In den meisten Fällen möchte der bisherige Inhaber oder die Inhaberin das Unternehmen aus Altersgründen übergeben. Auch dessen plötzlicher Tod, ein Unfall oder eine schwere Erkrankung kann die Frage nach der Nachfolge aufwerfen. Denkbar ist aber auch ein Ausscheiden aus anderen Gründen: Beispielsweise möchte sich der bisherige Inhaber einer neuen beruflichen Herausforderung zuwenden und das Unternehmen verkaufen. Neben diesen persönlichen Beweggründen spielen möglicherweise auch betriebliche Erwägungen eine Rolle. So können etwa ein zusätzlicher Finanzbedarf oder tiefgehende Veränderungen des Marktes den Inhaber zum Austritt bewegen.

Aus welchen Gründen auch immer die Unternehmensnachfolge erforderlich wird: Meist sind die Verantwortlichen in dieser Situation aufgrund fehlender Erfahrungen überfordert und verunsichert. Sie wissen nicht, wie sie das „große Thema“ angehen sollen und auf welche Fallstricke sie dabei achten müssen. Die Nachfolgeregelung soll schließlich alle Beteiligten zufriedenstellen: die bisherigen Inhaber, die neue Geschäftsleitung, Stakeholder wie Kapitalgeber und Anteilseigner – und nicht zuletzt auch das Personal. Dazu kommt meistens noch ein gewisser Zeitdruck, da in der Regel ein konkreter Termin für den Inhaberwechsel im Raum steht.

 

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(Bildquelle: https://www.sedlak-partner.de/infografik-unternehmensnachfolge-mittelstand-2018/)

 

Unterscheidung zwischen geplanter und unerwarteter Nachfolge

Worauf sollten kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) nun achten, um eine reibungslose Unternehmensnachfolge zu gewährleisten? Zunächst ist hier eine Unterscheidung wichtig: Handelt es sich um einen geplanten oder einen unerwarteten Wechsel? Letzterer bringt gegenüber Ersterem erhebliche Risiken und Herausforderungen mit sich. So ist das Unternehmen hier mit einer plötzlichen Führungslosigkeit konfrontiert, die enormen Schaden anrichten kann. Es fehlt beispielsweise die Zeit, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin fundiert einzuarbeiten und einen gleitenden Führungsübergang zu ermöglichen. Auch wenn in diesem Fall die Firmennachfolge aufgrund von Unfall, Krankheit oder Tod des bisherigen Eigners nicht vorhergesehen und geplant werden kann. Es sollte dennoch jedes Unternehmen hierfür einen durchdachten Notfallplan in der Schublade haben.

Der Plan sollte die wichtigsten Eventualitäten regeln. Dazu zählt in erster Linie, ein Führungsteam für den Ernstfall festzulegen: Wer im Unternehmen verfügt über genügend fachliche Erfahrung und internes Know-how, um kurzfristig und für eine gewisse Übergangszeit Führungsverantwortung zu übernehmen? Dabei müssen konkrete Zuständigkeiten und Verantwortlichen klar definiert werden. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, externe Berater hinzuzuziehen oder sogar einen professionellen Interims-Manager von außen einzusetzen, falls kein qualifizierter, interner Experte zur Verfügung steht. Die Außensicht hilft häufig dabei, die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen, die das Unternehmen genau jetzt benötigt. Wichtig ist, einen schnellen „Notverkauf“ der Firma unter Wert zu verhindern.

 

Nachfolgeregelung frühzeitig in die Hand nehmen

Anders verhält es sich in dem viel wahrscheinlicheren Fall, dass die Nachfolge erwartet ist und von langer Hand geplant werden kann. Als Faustregel gilt, dass der Inhaber bereits im Alter von etwa 55 Jahren die Planung seiner Nachfolge in Angriff nehmen sollte. Dann bleibt noch genügend Zeit, um die Fortführung und Zukunft des Unternehmens detailliert vorzubereiten und umzusetzen – inklusive der Entwicklung einer erfolgversprechenden Strategie. Denn Erfahrungswerte zeigen, dass eine Unternehmensübertragung bis zu einem Jahr dauern kann. Schiebt das Management das Thema zu lange hinaus, drohen empfindliche Nachteile: Denn mit zunehmendem Alter des Unternehmers nimmt dessen Bereitschaft für neue betriebliche Investitionen eher ab, was sich ungünstig auf den Unternehmenswert auswirken kann. Zudem sehen auch Banken und sonstige Kapitalgeber eine fehlende Nachfolgeregelung mit steigendem Alter des Inhabers kritisch. Denn damit steigt das Risiko für die Zusage oder Verlängerung von Krediten. Dies schwächt die Kapitalausstattung und damit auch das Unternehmen als Ganzes. Eine verschleppte Nachfolgeregelung kann also die Marktposition des KMU deutlich verschlechtern.

Wie lässt sich nun der Unternehmensübergang konkret umsetzen? Im Zentrum steht dabei die Frage, ob ein Nachfolger aus der persönlichen Sphäre des bisherigen Inhabers in Betracht kommt. Dabei kann es sich um ein Familienmitglied wie den Sohn, die Tochter oder einen sonstigen Erben handeln. Steht hier kein entsprechender Kandidat zur Verfügung, bleibt meist nur noch der Verkauf. Die größte Herausforderung dabei ist, einen geeigneten Investor zu finden. Dieser muss viele Voraussetzungen erfüllen. Er muss nicht nur über eine ausreichende Kapitaldecke verfügen, sondern sollte auch fachlich wie charakterlich qualifiziert sein, ein Unternehmen zu führen. Idealerweise stammt er aus der gleichen Branche und kann daher spezifische Kenntnisse von Markt und Wettbewerb vorweisen. Bei der Suche nach dem richtigen Käufer können Unternehmensnachfolge-Börsen wie etwa nexxt-change wertvolle Unterstützung bieten. Auf dieser Vermittlungsplattform können sowohl Kaufinteressenten als auch verkaufswillige Unternehmer entsprechende Gesuche und Angebote einstellen.

 

Unternehmenswert realistisch einschätzen

Ist ein passender Übernahmekandidat gefunden, muss der optimale Kaufpreis ausgehandelt werden. Als Basis hierfür dient eine realistische Einschätzung oder Berechnung des aktuellen Unternehmenswertes. Hierbei empfiehlt es sich, einen professionellen, externen Dienstleister wie etwa eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu konsultieren. Mittelständler können auch kostenfreie Online-Tools nutzen wie beispielsweise den KMUrechner. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, sollte die Geschäftsführung die Bewertung noch während der laufenden Nachfolger-Suche vornehmen.

Neben dem klassischen Verkauf erlangen auch Sonderkonstellationen bei der Unternehmensnachfolge eine immer größere Bedeutung. Dazu zählt beispielsweise das Management-Buy-Out (MBO). Dabei erwirbt das bestehende Management die Kapitalmehrheit vom bisherigen Eigentümer. Geht ein interner Mitarbeiter oder ein Teil der Belegschaft diesen Schritt, spricht man vom Employee-Buy-Out. Diese Konstellationen haben einen entscheidenden Vorteil: Da die Erwerber in der Regel bereits über lange Jahre dem Betrieb angehören, verfügen Sie über das nötige Insider-Know-how, um die Firma erfolgreich weiterzuführen. Vom MBO unterscheidet sich ein weiteres Übernahmemodell, das Management-Buy-In (MBI). Hierbei erwerben externe Personen – meist mit Unterstützung von Investoren – die Mehrheit am Unternehmen und leiten es in eigener Regie. Diese Konstellation birgt jedoch einige Risiken in sich: So sind die neuen Eigentümer mit den internen Firmenprozessen noch nicht vertraut, was eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert. Darüber hinaus kommen sie häufig aus anderen Branchen und verfügen daher noch nicht über wichtige Kenntnisse des Marktes.

 

Fazit

Auch wenn viele Inhaber von KMU die Unternehmensnachfolge als große Herausforderung sehen, lässt sie sich durch eine gute Vorbereitung sicher meistern. Hier ein Überblick über die wichtigsten Punkte, die hierbei zu beachten sind:

  • Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung der Nachfolgeregelung (spätestens im Alter von 55 Jahren)
  • Entwerfen Sie einen detaillierten Notfallplan für eine unerwartete Unternehmensübertragung
  • Nutzen Sie Online-Vermittlungsbörsen für die Käufersuche
  • Holen Sie externe Unterstützung für die Unternehmensbewertung ins Boot
  • Ziehen Sie alternative Nachfolgeregelungen wie Management-Buy-Out, Employee-Buy-Out oder Management-Buy-In in Betracht

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